Hi zusammen.
Ich bin auf einen Thread gestoßen, indem über das Übertakten des RSX debattiert wurde. Da dieses Thema sehr umfangreich ist, gewisse Gefahren birgt und hier offensichtlich auch kein fundiertes Wissen vorhanden ist, starte ich nun einen Thread zu dieser Thematik.
Vorab erstmal:
Ja, es gibt eine CFW (evilnat, Stichpunkt Project RSX Boost), die man sich ganz normal drauf flasht und anschließend ist der RSX übertaktet. Der Standardtakt des RSX beträgt 500MHZ (Core) und 650MHZ (VRAM).
Die CFW von Evilnat hebt diese Taktraten auf 600MHZ (core) und 750MHZ (VRAM), also um 100MHZ an. Hier ist natürlich keine große Leistungssteigerung zu erwarten. Hier und da mal 1-3 FPS mehr, machen das Spielerlebnis marginal etwas flüßiger, allerdings kaum im spürbaren Bereich. Hier sei allerdings gesagt, dass das ganze ein Experiment ist und die veröffentlichte Software mit diesen Taktraten eine massentaugliche Version für jedermann ist. Denn nicht jeder RSX kann die gleichen Taktraten, das hängt von vielen Faktoren ab.
Was ist möglich?
Wenn wir nun ins Custom Overclocking gehen, gibt es ganz andere Möglichkeiten. Möglich sind Taktraten um 1 GHZ, je nachdem, wie gut der Chip ist, den man hat. Mit diesen Taktraten sprechen wir von 10-20FPS mehr im DURCHSCHNITT.
Und das wiederrum ist eine ganz andere Hausnummer. Hier fühlt sich die Konsole auf einmal wie eine komplett andere an.
Um darauf einzugehen, schildere ich euch gern meine Reise, mit meiner superclocked PS3 Slim (2004, DYN001).
Da ich das Thema PS3 inzwischen durchgespielt habe und vermutlich zu den größten (Hardware-)Moddern (FB: CustomXploitConsoles) aktuell zähle, wollte ich natürlich ein besonderes Ziel erreichen. Sonst wird es ja langweilig.
Neben dem Core Unlock des 8. Kerns beim Cell, wollte ich nun auch dem RSX ans Leder, um das wahre Potenzial der PS3 zu zeigen.
Ich schnappte mir meine Slim und schrieb mir selbst ein paar CFW's mit eigenen Taktraten. Ich zog eine 700/800 Software drauf, um mich an das Maximum meines speziellen Samples ranzutasten.
Die Konsole bootete und lief direkt ohne Probleme. Belastungstests habe ich immer (auch im weiteren Verlauf) mit Crysis 3 und FarCry 3 durchgeführt. Zunächst habe ich nun eine 750/850 geflasht. Auch hier das selbe Ergebnis. Die Konsole läuft stabil. Nun war ich recht positiv, da das bereits ein ganz gutes Ergebnis für default Vcore war. Ich war nun also mutig und flashte eine 750/900 und im Anscshluss eine 750/925. Auch hier gab es so weit keine Probleme. Doch nun war mir klar, dass es ab hier schwieriger werden würde. Und so war es, ab hier beginnt die eigentliche Reise.
Ab hier machte es für mich nun Sinn, zuerst die Grenze des Kerntaktes (Core) herauszufinden. Ich flashte eine 800/900 und siehe da: Konsole bootet aber schwarzes Bild. Völlig klar, denn ab hier benötige ich nun eine höhere Kernspannung, um den Kern wieder zu stabilisieren. In meinem Fall (65nm RSX) liegt die default Kernspannung bei ~1,1v. Da der RSX eine Hybridarchitektur der Nvidia Curie Generation ist, wusste ich von meinen damaligen Grafikkarten schonmal grob, wieviel ich die Voltage erhöhen muss und wie hoch ich gehen kann. Ich hob nun die Kernspannung Stück für Stück an und bekam ein Bild bei 1,18v Vcore. Der nächste Schritt waren 850mhz core. Geflasht, gebootet .... und ... Bild friert ein.
Also weiter Corevoltage erhöhen. Diesmal auf 1,2v. Bild friert immernoch ein. 1,22v. Bild friert ein. 1,25v. Bild friert etwas später ein, wir kommen der Sache also näher. Nun erhöht auf 1,28v. Und: beep, beep, beep. Konsole geht aus und blinkt rot.
Ein Blick in den Syscon verrät auch warum:

Fehler 801002, Power Fail RSX. Klar, denn ab dem Punkt ist meine Spannungsversorgung einfach am Ende und hier zeigt sich einfach der Verschleiß von knapp 9000 Betriebsstunden.
Das war zu erwarten, da das DYN001 Mainboard noch NEC/Tokins beim RSX als Filtercaps hat und diese können bei dieser Corespannung einfach das low ripple im 10khz Bereich nicht mehr gescheit Filtern.
Das heißt nun, dass ich die Spannungsversorgung modifizieren muss. Also die Tokins auf der Unterseite entfernt und gegen Sony Tantalizers ausgetauscht.

Erneut getestet, läuft, aber bricht nach einer gewissen Zeit in Crysis immer wieder weg.
Ich entschied mich also, die Capacitance etwas zu erhöhen und verlötete eine 2x3 Konfiguration mit einer Gesamtkapazität von 1980µF, was den Tokins gleicht.
Ich brückte zusätzlich alle Caps um eine geringe Impedanz zu gewährleisten.

Nun hob ich die Kernspannung auf 1,3v an und konnte mit 850MHZ Core zuverlässig booten.

Allerdings laufen Spiele nicht problemfrei und es kommt immer wieder zu Crashs und Grafikfehlern wie Texturwarping oder Blackspots. Mein Sample schien also einfach nicht mehr weiter zu scalen. Das ist auch keine Schande, da die 65nm RSX bekannt dafür sind, selten 700MHZ Core zu übersteigen, was meiner hier bereits um 150MHZ geschafft hatte. Ich entschloss mich dazu wieder auf 800MHZ Core zurückzugehen, um die Corevoltage wieder etwas senken zu können, da es mit 1,3v verdammt schwierig zu kühlen war. Und das ist besonders wichtig, da es eine weitere Besonderheit gibt: Ab 70C fängt ein stabiler Kern an Artefakte, also Grafikfehler zu bilden. Der RSX scheint also grundsätzlich mit overclocking nur Fehlerfrei zu laufen, solange er unter 70C hat. Sweetspot ist 60-65 C, hier konnte ich bis dato keine Probleme beobachten. Nun wollte ich herausfinden, wie weit ich mit dem VRAM komme. Eventuell hatte ich ja hier noch mehr Glück. Und genau so war es. Ich flashte 800/950 und testete in Crysis 3. Alles stabil. Nun also 800/975 und auch das lief in Crysis stabil. Jetzt wollte ich unbedingt 1GHZ schaffen und flashte 800/1000.

Und ich hatte Glück. Kein Brick, kein Crash und im Crysis Test keine Grafikfehler.

Vorerst entschied ich, hier aufzuhören, da ich hier nun bereits ein sehr gutes Ergebnis (vorallem für ein 65nm Fab) erzielt habe. Crysis lief nun nahezu konstant mit 30fps und ich denke jeder weiss, wie beschissen Crysis 3 eigentlich läuft...
Ich machte ein paar Benchmarks und genoß einfach dieses ungewohnt gute und flüßige Spielerlebnis meiner PS3. Die Fantable im Syscon musste ich natürlich anpassen, sodass der Fanspeed sich auf 50-60% einpegelt um die 65C nicht zu überschreiten. Ja, das ist natürlich nicht leise. Aber so ist das halt, besonders mit dem unterlegenen Kühlsystem der Slim.
Um die Unterschiede grob zu nennen:
GTA IV
vorher: ~ 22FPS, drops auf 14FPS
nacher: ~ 28FPS, drops auf 22 FPS
FarCry 3
vorher: ~ 20FPS, drops auf 14FPS
nacher: ~ 29FPS, ganz selten drops auf 25FPS
Crysis 3
vorher: ~ 18 FPS, drops auf 10 FPS
nacher: ~ 28FPS, drops auf 22FPS
The Last of US
vorher: ~ 25FPS, drops auf 16 FPS
nacher: ~ 30FPS, drops auf 25FPS
Mein LV1 GPU String: GPU: rsx65 a06 800/1000 vpe:ff shd:3f [K4A023000:1:2:15:b:3:3:8:1][3d:0:2:0:1:2:0][2:1:0]
Wie man sieht, wurde mein RSX von Sony hergestellt. Auch das ist sehr entscheidend, da die Sony Fabs mit Abstand sich am besten übertakten lassen.
TSMC belegt knapp den zweiten Platz und am schlechtesten schneidet Toshiba ab.
Im Peak sind in manchen Spielen hier bis zu 30 FPS Unterschied. FPS ist natürlich die eine Sache, aber die andere Sache sind Frametimes. Niedrige Frametimes sorgen dafür, dass sich Spiele aalglatt anfühlen. Und hier sehe ich neben den FPS den größten Vorteil. Die Spiele fühlen sich komplett anders an und es macht wesentlich mehr Spaß. Das Spielerlebnis ist frischer, moderner.
Fazit
Ist so ein Mod empfehlenswert? JA. Aus meiner Sicht ganz eindeutig. Nun kommen aber weitere Faktoren ins Spiel: Expertise, Equipment und Haltbarkeit.
Zum einen muss man sich damit auskennen und custom overclocking ist weit weg von " ich flashe eben eine cfw". Hier muss ggf das Mainboard modifiziert werden, man muss sich mit Spannungen auskennen, man muss mit Syscon programming vertraut sein und mit einem Multimeter umgehen können. Equipment ist ebenfalls ein Punkt, denn man sollte immer einen E3 Flasher in der Hinterhand haben und natürlich TTL's und Lötausrüstung besitzen.
Der letzte Punkt ist die Haltbarkeit. Es muss klar sein, dass der Chip schneller sterben wird. Mehr Voltage verschleißt den Chip stärker und Elektromigration erhöht sich antiproportional zur Spannung. Und diese verschleißt nunmal besonders stark den BGA, was ja so oder so schon ein Schwachpunkt seit eh und je war. Mehr Leistung gibt es nicht geschenkt, man zahlt immer einen Preis dafür. Das ist ganz klar keine Sache für Laien und euch muss klar sein, dass die Playstation JEDERZEIT irreparabel kaputt gehen kann. Das kann man nie vorhersagen. Wer hier seine Hausaufgaben nicht macht, wird keinen Erfolg haben.
Falls ihr dennoch gerne etwas mehr Performance haben wollt, kann ich euch die Software von Evilnat ans Herz legen. Hierbei bleibt die Kernspannung unberührt und 100MHZ stellen kein Problem dar. Bisher gab es keine Konsole, die damit nicht lief, weshalb diese Konfig auch veröffentlicht wurde. Evilnat würde es nicht verantworten, dass eure Konsolen kaputt gehen und würde daher niemals so eine Software öffentlich machen. Wir haben zudem viele Konsolen getestet, um dieses Setup als "Safe" einzustufen. Ja, auch hier kann die Konsole einen Schaden nehmen. Das kann beim Modding IMMER passieren. Die Wahrscheinlichkeit ist, das kann ich euch versichern, äußerst gering. Bis Dato sind keine Fälle bekannt, wo Evilnat's Software für einen Defekt gesorgt hat. Dennoch handelt ihr natürich auf EIGENE GEFAHR.
Ich hoffe ich konnte euch einen sauberen Einblick in diese Thematik geben. Das Thema ist noch wesentlich tiefgründiger, würde aber hier jeden Rahmen und vor allem eure Köpfe unnötig sprengen.
Wer noch ein paar Details erfahren möchte, kann gerne auf meiner Facebookseite CustomXploitConsoles nachlesen. Hier poste ich auch regelmäßig detailierte Umbauten und Hintergrundwissen.
Die PS3 kann mehr, als alle je geahnt haben.