Kleines Kochrezept für 1 Minimig.
Benötigt werden:
1 Platinensatz Minimig + ARM-Controller
1 Bauteilsatz Minimig und ARM-Controller
evtl., je nach Geschmack, zusätzliche 2 MB RAM
Lötwerkzeug
Geduld
Tischkante zum reinbeissen, wenn was nicht klappt.
Im Prinzip war es gar nicht soooo schwer, man muss nur wissen, wie man am Besten vorgeht und viel Ruhe und Geduld mitbringen.
Das "Vogelfutter" lässt sich mit einer dünnen Pinzette und einer feinen Lötspitze gut löten, selbst für Anfänger.
Die 68000er-CPU ist da schon etwas kniffliger, aber auch noch ohne Spezialtechniken zu machen.
Herausforderung Nr. 1 waren die beiden Hauptchips: Der ARM-Chip und der Spartan3. Beide sind im FinePitch-Raster, mit einer Pinbreite von 0,22 mm und einem Pinabstand von etwa 0,28 mm. Dagegen ist eine Stecknadelspitze breit....
Der Trick ist: Flussmittel. Viel. Und eine BREITE Lötspitze, so kurios das auch klingen mag.
Man plaziert den Chip so genau wie irgend möglich, und fixiert dann alle 4 Ecken. Dann gibt man auf alle 4 Seiten Flussmittel, möglichst dickflüssiges. Ich nehme hierfür in Isopropanol gelöstes Kolophonium; das ist auch in den meisten Flussmittelstiften und im Lötzinn drin.
Anschliessend gibt man nicht zuwenig frisches Lötzinn auf die gereinigte Lötspitze, so dass sich ein dicker Tropfen bildet, und zieht diesen gleichmässig, aber nicht zu schnell, an den Pins vorbei. Moglichst die Pins nicht mit der Lötspitze berühren. Eventuell entstehende Lötbrücken zwischen den Pins entfernt man anschliessend behutsam mit frischem Flux und guter, möglichst feiner Entlötlitze.
Sehr schön zu sehen auf diesem Lehrvideo:
Als 2. Herausforderung kamen die zusätzlichen 2 MB RAM. Das Originallayout hat nur 2 MB vorgesehen, mittlerweile werden 4 MB unterstützt.
Die beiden zusätzlichen Speicher werden Huckepack auf die vorhandenen Chips gelötet, mit Ausnahme von Pin 6; dieser wird mit dünnem Draht mit 2 I/O-Pins, die auf der Platine als Pins herausgeführt sind, verbunden.
Anschliessend musste ich noch den Bootloader auf den ARM-Controller aufspielen; das geht relativ simpel per USB. Der Bootloader lädt von der SD-Karte den Minimig-Core (sozusagen der digitale Schaltplan des Amigas) in den Spartan, und anschliessend das Kickstart-ROM.
Anschliessend begrüsst einen auf dem angeschlossenen Monitor die allseits bekannte Kickstart-Hand (oder Diskette, wenn man Kick 2.x oder 3.x nimmt). Per OSD kann man jetzt den Minimig konfigurieren (wieviel RAM, wieviele Laufwerke, welche Diskettenimages, Festplattenimage, etc) und loslegen. Als Tastatur kommen normale PS/2-Tastaturen zum Einsatz, als Maus ebenso PS/2. Zum spielen kann man die guten alten Digitalsticks wie den Competition Pro verwenden.
Und wer das Laufwerksrattern vermisst: Man kann einen kleinen Buzzer anschliessen, über den der Minimig passende Ladegeräusche ausgibt....:D
Nett sind auch die Zusatzfunktionen:
Floppy-Turbo (damit laden Floppyspiele fast so schnell wie von einer Amiga-Festplatte)
CPU-Turbomodus (CPU läuft dann anstelle von ~7 MHz mit 50 und hat zudem noch Cache)
Action Replay 3
etc...
Zu den Bildern unten:
Der fertige Minimig: ( ja, gut, ich muss noch eine weitere Endreinigung vornehmen.... )
Man sieht auf der rechten Seite die beiden Drähte von den RAM-Chips zu den I/O-Ports.
Der ARM-Controller: ( Luxus, original war ein PIC vorgesehen. Der ARM hat aber mehr Leistung, daraus resultieren schnellere Ladezeiten und die Möglichkeit, Festplattenimages zu verwenden )
Die Chips (der ARM-Chip war in einer separaten Packung):
Links oben der MC68EC000 Prozessor, dann der Spartan 3 (der ganz grosse ) und 4 Speicherchips zu je 1 MB.
Noch Fragen?
Schaltpläne, Gerber-Daten für Platinenproduktion, Quellcodes und mehr gibt es HIER