Im Test: Practise English

  • Testbericht zu Practise English


    Wenn ihr auf einem Auslandsbesuch seid und zum Ober im Restaurant sagt „I want to become my coffee!“, werdet ihr als sicher verwirrende Antwort „I hope never, Sir!“ bekommen. Ist dies der Fall, sind bei euch zwei Dinge eingetreten. Zum Ersten seid ihr in eine sehr lustige Sprachfalle getappt und zum Zweiten seid ihr nun zur perfekten Zielgruppe des DS-Spieles Practise English avanciert. Während der erste Teil noch Grundlagenenglish behandelte, ist der zweite Teil genau auf Alltagssituationen wie die eben genannte abgestimmt. Daher trägt der Nachfolger den Beinamen „Meistern sie typische Alltagssituationen“. Ob man nach dem Spielen Chancen hat, ein Kaffee zu werden oder ihn weiterhin zu bekommen, wollen wir kurz erläutern.


    What is the purpose of your visit?
    Practise English ist eigentlich identisch zum Vorgänger und besitzt im grafischen viele Elemente aus Dr. Kawashimas Gehirnjogging. Einziger designtechnischer Unterschied ist, dass das Spiel auf den gewohnten, horizontalen Gebrauch des DS aufbaut und nicht auf den Vertikalen, wie es bei Herrn Kawashima oder Hotel Dusk der Fall ist. Ihr startet das Spiel und nachdem ihr den stimmigen Titelscreen mit schöner Musik hinter euch gelassen habt, könnt ihr ein Profil erstellen. Anschließend werdet ihr zum ersten English-Test gebeten, der fernab von vorhandenem English-LK oder Hauptschulkenntnissen garantiert mies ausfallen wird. Rang D in meinem Falle, was nun nicht unbedingt realistisch ist, bedenkt man die gute Note 2 in der Mittleren Reife, obgleich dies schon eine Weile her ist. Jedenfalls ist man nun beruhigt, da man laut dem Spiel über keine English-Kenntnisse verfügt und der Kauf sich demnach gelohnt hat. Ihr habt nun hauptsächlich zwei Optionen: Diktat und Englisch-Test. Den Test könnt ihr jedoch nur einmal pro Tag absolvieren. Diktate könnt ihr so oft erledigen, wie ihr wollt.


    Nun geht es in erster Linie darum, wie hier Englisch geübt wird. Ihr wählt ein Diktat aus und müsst dieses korrekt wiedergeben. Dabei ist alles in verschiedene Levelkategorien aufgeteilt. Ferner gibt es einige Sonderkategorien wie z.B. „Musik“. Hier bekommt ihr Songs diktiert, beispielsweise „Mary had a little lamb“. Habt ihr euch für ein Diktat entschieden, wird es euch komplett vorgelesen. Anschließend geht ihr das Diktat Satzweise durch. Euch wird dabei der Text rezitiert und zudem auf Deutsch angezeigt. Die Tonvariante könnt ihr dabei sooft hören wie ihr wollt. Ihr gebt dann einzeln Buchstabe für Buchstabe ein und schreibt den Dialog im Englischen nieder. Zu Beginn bekommt ihr lediglich kleine Diktate vorgelesen. Typische, 2-Satz Frage-Antwort-Spiele sind das typische Szenario, in späteren Levelkategorien müsst ihr jedoch ganze Verkehrsmeldungen aus dem Radio lauschen. Hier und dort sind je nach Thema des Dialoges natürlich Störgeräusche, Hintergrundakustik oder Dialogpersonen mit Akzent vorhanden, die das Ganze einerseits erschweren, andererseits jedoch auch authentisch gestalten, sodass es Spaß macht, zuzuhören.


    Steuerung:
    Practise English hat auf den ersten Blick eine gewöhnungsbedürftige Steuerung. Jeden Buchstaben einzeln schreiben, dass ist mühsam, und man erinnert sich nur zu gut daran, wie man seinen Highscore in „Rechnen 100“ versaute, weil Herr Kawashima die 1 von der 7 nicht unterscheiden konnte. In Practise Englisch klappt das glücklicherweise wunderbar. Das Schreiben der einzelnen Buchstaben entpuppt sich als komfortabel und im Optionsmenü lässt sich alles personalisieren. Für jeden bekannten Buchstaben in Groß- sowie in Kleinschrift könnt ihr ein Muster festsetzen, das eurer Handschrift entspricht. So erkennt das Spiel auch bei offensiven Krakeln noch einen Großteil eurer Schriften. Ferner gibt es im Booklet noch eine Schreibanleitung für einzelne Buchstaben, damit wirklich nichts mehr schief gehen kann.


    Features:
    In Sachen Features trumpft Practise English richtig auf. Wie in Dr. Kawashimas Gehirnjogging besitzt das Spiel einen detaillierten Kalender, auf dem ihr nach der täglichen Lektion euren obligatorischen Stempel setzen dürft. Die Statistiken eures Englisch-Tests könnt ihr ebenfalls betrachten und den Werdegang eurer Leistungen betrachten. Je nachdem, wie viele Stempel ihr gesammelt habt, schaltet ihr Bonusspiele frei. Diese Teilen sich in zwei wesentliche Kategorien: „Spielend lernen“ und „Anders lernen“, um es banal auszudrücken. Im spielerischen Modus, der im Titel mit dem Namen „Unterhaltung“ auftaucht, bekommt ihr spaßige Spiele, die nebenbei eure Englischkenntnisse fördern. So müssen beispielsweise Motive in richtigen Farben angemalt werden, wobei ihr den Bildpart sowie die Farbe auf Englisch vorgelesen bekommt. So malt ihr in etwa eine hübsche Frau an und lernt ganz nebenbei die Bezeichnung der verschiedenen Farben sowie einige Vokabeln rund um das menschliche Gesicht.


    Noch interessanter wird es im „Anders lernen“, welches sich unter „Extras“ versteckt. Hier finden sich einige Spezialanwendungen, mit denen ihr eure Kenntnisse gezielt üben könnt. Den Anfang macht dabei die Übung „Intensiv“, mit der ihr einzelne Satzteile aus Diktaten üben könnt. Bei „Sprachübungen“ müsst ihr Texte auf Englisch sprechen und der Nintendo DS nimmt eure Stimme über das eingebaute DS-Mikrofon auf. Anschließend wird eure Betonung benotet und ihr könnt an eurer Aussprache feilen, allerdings sollte hier erwähnt werden, dass das Ganze nicht den Anschein macht, als sei es besonders stark ausgereift. Der Modus „Hörübungen“ ist ein ungezwungener Modus, den man nebenbei benutzen kann. Hier werden euch einfach die Sätze aus Diktaten vorgelesen und ihr müsst lediglich zuhören. Das trainiert euer Hörverständnis, sodass ihr im Alltag besser klarkommt. Der Clou dabei: Ihr könnt dass Feature bei geschlossenem DS nutzen, wenn ihr Kopfhörer nutzt. Mit der L- und R-Taste blättert ihr zwischen den Dialogen hin und her. So könnt ihr auch unterwegs in der S-Bahn ganz dezent üben. Der letzte Modus ist das selbsterklärende „Vokabelheft“, mit denen ihr einzelne Wörter aus den Kapiteln ansehen, lernen und schreiben könnt.


    Fazit:
    Auch wenn Fazit als Überschrift genannt ist, so muss doch zuerst eine möglichst fachkundige Meinung zur Qualität des Produktes an sich gezogen werden. Schließlich haben wir hier ein Programm und kein Spiel vorliegen. Die alles entscheidende Frage ist also: Kann man mit dieser Software wirklich typische Alltagssituationen meistern? Die Antwort ist schlicht und ergreifend: Ja. Natürlich muss für ein sicheres Sprachgefühl mit einem richtigen Partner im Dialog geübt werden, nichts desto trotz ist „Practise English“ aber eine mehr als gute Basis. Die Diktate beginnen mit kurzen Dialogen und steigern sich dann nach und nach. Auffällig dabei ist, dass jeder Dialog dann einer Szene aus dem typischen Leben entsprungen ist. Dialoge aus einem Restaurant (Wie schmeckt dir das Essen) und viele weitere finden sich. Dabei ist es unglaublich, wie viele Diktatsamples es auf das kleine DS-Modul geschafft haben. Über die sprachliche Korrektheit des Englisch-Testes kann man zwar Streiten, jedoch ist es eigentlich auch relativ unmöglich, die Englischkenntnisse in einen Rang von E bis S einzustufen. Mit „Practise English“ wird man kein Englischmeister und es ist auch keine Zaubermaschine. Es sind durchaus fortgeschrittene Englischkenntnisse erforderlich und auch das Sprachverständnis sollte ausgeprägt sein, falls man Vokabeln verstehen muss, die man vorher noch nicht kannte. Ebenso wenig ist „Practise English“ ein Wörterbuch. Hierbei handelt es eher sich um einen sehr unterhaltsamen Trainer, um seine Kenntnisse fokussiert zu verbessern und um sich auf typische Alltagsdialoge vorzubereiten und diese zu üben, damit man am Ende die richtigen Worte findet. Und wer nun auf der Suche nach so einer Software ist, der kann sich ruhigen Gewissens dieses DS-„Spiel“ zulegen und anschließend mit dem nächsten Billigflieger nach London düsen.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!