neu im kino ab 7.2

  • Der Krieg des Charly Wilson


    Charles Wilson, Jahrgang 1933, ehemaliger Offizier der US-Marine, kam 1960 als Wahlhelfer von John F. Kennedy mit Politik in Berührung. Angesteckt von den liberalen Ideen des damaligen Präsident-schaftskandidaten, bewarb sich Wilson selbst um ein Amt – und zog bereits ein Jahr später ins Repräsentantenhaus von Texas ein. Dort kam der Demokrat zu einigem Ruhm, weil er sich in dem mehrheitlich konservativen Bundesstaat für Gleichberechtigung, Krankenversicherung für alle und das Recht auf Abtreibung einsetzte. Zwölf Jahre wirkte er in Austin, Texas, bevor er in Washington im Januar 1972 als Abgeordneter in den US-Kongress gewählt wurde.
    In der Hauptstadt führte Charlie Wilson überwiegend das Dasein eines Hinterbänklers, der sein Leben in vollen Zügen genoss. Alkohol, Sex, Drogen, der Lebemann ließ nichts aus und geriet dadurch auch ins Visier von Moralwächtern und Untersuchungsausschüssen. Der Zufall wollte es, dass ihm 1980 ein Bericht über den Russisch-afghanischen Krieg in die Hände fiel. Bestürzt darüber, wie wenig die Waffen der Afghanen den hochgerüsteten Russen entgegensetzen konnten, mobilisierte er sämtliche Gelder, die dem Geheimdienst für versteckte Operationen zur Verfügung standen. Gemeinsam mit dem CIA-Agenten Gust Avrakotos organisierte er den Widerstand der Afghanen und ließ ihnen über verschlungene Pfade hochmoderne Panzer- und Flugabwehrwaffen zukommen – mit dem Ergebnis, dass die russische Armee 1989 geschlagen über die Grenze in die Heimat zurückkehrte. So weit die tatsächlichen Ereignisse.


    Die wahre Geschichte des Charlie Wilson hat einer seiner Wegbegleiter, der CBS-Reporter George Crile (1945 – 2006), recherchiert und in seinem Buch „Charlie Wilson’s War“ aufgeschrieben. Aaron Sorkin, einer der talentiertesten Autoren Hollywoods, hat aus diesem Tatsachenbericht ein fulminantes Drehbuch geschneidert: temporeich, gescheit und mit einer großzügigen Portion Humor. Wie schon zuvor mit „Eine Frage der Ehre“, „Hallo, Mr. Präsident“ und vor allem mit der TV-Serie „The West Wing“ ist es ihm auch hier perfekt gelungen, mit politischen Inhalten Unterhaltung auf höchstem Niveau zu liefern.


    Das Skript, das sicherlich zum Besten gehört, was Hollywood in den letzten Jahren produzierte, macht es allen Beteiligten leicht. Regisseur Mike Nichols („Hautnah“) inszenierte mit sicherer Hand ein spielfreudiges Starensemble. Neben Tom Hanks und Julia Roberts überzeugt in der Rolle des CIA-Agenten Philip Seymour Hoffman („Capote“), der hierfür seinen zweiten Oscar verdient hätte.


    Klar, seine her bescheidenen Schauwerte werden es dem Film beim breiten Publikum nicht leicht machen. Dafür liefert „Der Krieg des Charlie Wilson“ den Beweis, dass Hollywood nicht nur Special-Effects-Gewitter, sondern tatsächlich auch noch intelligentes Kino produzieren kann


    Originaltitel: Charlie Wilson’s War, USA 2007
    Regie: Mike Nichols
    Darsteller: Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffman, Rachel Nichols, Erick Avari, Mayte Garcia, Cyia Batten, Om Puri, Spencer Garrett, Maulik Pancholy


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    Der Jane Austen Club


    Sechs Romane hat Jane Austen geschrieben, und sechs Kalifornier tun sich zusammen, um ihr Werk zu analysieren – Buch für Buch. Die patente Bernadette gründet den Club als Ablenkungsmanöver für Jocelyn, die gerade ihren Hund beerdigen musste. Im Kino (natürlich läuft eine Austen-Adaption) rekrutiert Bernadette die verknöcherte Lehrerin Prudie. Trauerkloß Jocelyn wiederum gabelt Sci-Fi-Fan Grigg auf – als Kavalier für Sylvia, die vor den Scherben ihrer Ehe steht. Mitglied Nr. 6, Sylvias impulsive Tochter Allegra, findet das Ganze blöd. Denkste: Die Clubtreffen werden zur heilsamen Gesprächstherapie – mit romantischen Folgen.
    Man muss nicht mit Austens Werk vertraut sein – aber es hilft! Wer keinen Schimmer hat, was Fanny Price in „Mansfield Park“ widerfährt und noch nie von Mr. Darcy gehört hat, dem entgehen sämtliche Anspielungen: Jocelyn etwa ist eine moderne Version von Austens charmanter Kupplerin Emma, die sich selbst im Weg steht. Und Griggs Kunststück, Austen mit „Star Wars“ zu vergleichen, wäre nicht halb so amüsant. Ein paar Austen-Verfilmungen reichen als Vorbildung aber völlig aus. So tiefschürfend ist der Liebesreigen nach dem Bestseller von Karen Joy Fowler dann doch nicht.


    Originaltitel: The Jane Austen Book Club, USA 2007
    Regie: Robin Swicord
    Darsteller: Kathy Baker, Maria Bello, Marc Blucas, Emily Blunt, Amy Brenneman, Hugh Dancy, Maggie Grace, Jimmy Smits


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    SAW IV


    Wenn eine Horrorreihe für Blut, Schweiß und Tränen steht, dann sind das ohne Frage die Schocker um den durchtriebenen Serienkiller Jigsaw (Tobin Bell). Bei seinen Folterspielen, mit denen er unschuldigen Menschen den Wert des Lebens vor Augen führen will, stockt selbst Hardcore-Fans der Atem.
    In „Saw IV“ ist Jigsaw zwar bereits tot, er hat aber noch ein paar blutige Asse im Ärmel: Mithilfe einer Reihe von zuvor aufgenommenen Tonbändern schickt er einen traumatisierten Cop auf eine selbstmörderische Schlachter-Tour.


    Was als perfider Low-Budget-Streifen begann, hat sich mittlerweile zur Goldgrube entwickelt. So spielte Teil 1 bei einem Budget von rund einer Million Dollar satte 102 Millionen ein. Und ein Ende ist (leider) nicht in Sicht. Während zu Beginn der Reihe die raffinierten Wendungen dem Zuschauer ebenso viel abverlangten wie die Metzel-Sequenzen, wirken die kaum nachvollziehbaren Twists im neuen Massaker konstruiert und übermotiviert. Zudem wurde der Splatter-Faktor etwas zurückgenommen, wenngleich eine in allen Details gezeigte Autopsie immer noch mitten in die Magengrube trifft. Gelungen sind dagegen die Rückblenden, in denen Jigsaws Motivation beleuchtet wird. Für intelligenten Horror dennoch zu wenig.


    Originaltitel: Saw 4, USA 2007
    Regie: Darren Lynn Bousman
    Darsteller: Tobin Bell, Costas Mandylor, Scott Patterson, Betsy Russell, Lyriq Bent, Athena Karkanis, Justin Louis, Simon Reynolds, Donnie Wahlberg, Angus Macfadyen, Shawnee Smith


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    Mein Freund der Wasserdrache


    Obwohl das legendäre Ungeheuer von Loch Ness bereits seit Jahrzehnten die Fantasie der Filmemacher beflügelt, konnte es sich im Kino bisher nicht durchsetzen. Nach der Vorlage von Dick King-Smiths Kinderbuch „Das kleine Seeungeheuer“ entstand nun jedoch ein stimmungsvolles Leinwandabenteuer, das Nessie zumindest als Kinderstar zum Durchbruch verhelfen könnte.
    Während des Zweiten Weltkriegs wartet der kleine Angus (niedlich: Alex Etel) zu Hause vergeblich auf die Rückkehr seines Vaters. Eines Tages findet er ein Ei am Seeufer, aus dem ein kleiner Wasserdrache schlüpft. Angus kümmert sich um das Wesen, wobei ihm seine anfängliche Beschützerrolle und die immer inniger werdende Beziehung dabei helfen, seine Ängste und die Schrecken des Krieges zu verarbeiten. Als Angus den stetig wachsenden Drachen im Loch Ness aussetzen muss, bringt er ihn damit ungewollt in Lebensgefahr und kämpft fortan verzweifelt gegen die Habsucht und Mordgier der Soldaten.


    Während man mit dem tapferen Jungen fiebert, lassen die liebevolle und detailreiche Inszenierung den Zuschauer voll und ganz in einem wunderbar schottischen Lebensgefühl und einem rührenden Fantasy-Märchen versinken.


    Originaltitel: The Water Horse: Legend of the Deep, USA 2007
    Regie: Jay Russell
    Darsteller: Emily Watson, Ben Chaplin, Alex Etel, David Morrissey, Brian Cox


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    Märzmelodie


    Vielleicht muss man nur sentimental genug sein, um diesen Film zu mögen. Oder hoffnungslos romantisch. Dann jedenfalls erübrigt sich jede Diskussion darüber, wie banal die Handlung – drei Berliner Paare erleben die Irrungen und Wirrungen der Liebe – im Grunde ist. Und auch die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass moderne Zeitgenossen bei der Arbeit, auf der Straße oder in der Kneipe plötzlich zu singen anfangen, wollen wir an dieser Stelle einfach mal außer Acht lassen.
    Dass „Märzmelodie“ zu den originellsten Liebesfilmen der letzten Jahre gehört, liegt vor allem an einem kuriosen Stilmittel: Regisseur Martin Walz legt seinen Helden deutsches Liedgut in den Mund. Wobei die hinreißende Alexandra Neldel und ihre tollen Kollegen nur die Lippen bewegen, was man hört, sind die Stimmen der Originale –


    von Zarah Leander, Westernhagen, Nena, Rio Reiser und vielen anderen. Wenn diese (unglücklich) verliebten Großstädter sich fragen, ob es besser ist, auf Nähe zu verzichten, um nicht verletzt zu werden, bringen die Songtexte ihre Gefühle auf den Punkt. Oder liefern den ironischen Kommentar dazu.


    Ganz neu ist die Idee zwar nicht, doch das schmälert weder das Vergnügen noch den Glauben an die Liebe, den „Märzmelodie“ selbst bei frischen Trennungsopfern auslöst. Das Playback-Singspiel schnurrt mit verspielter Leichtigkeit, Witz und Charme dahin – was angesichts der Filmografie des Regisseurs durchaus überrascht. Oder hat sich jemand beim „Kondom des Grauens“ ernsthaft amüsiert? Mit diesem wundersamen Musical jedenfalls hat sich Martin Walz für alle Zeiten rehabilitiert.


    Originaltitel: D 2008
    Regie: Martin Walz
    Darsteller: Jan Henrik Stahlberg, Alexandra Neldel, Gode Benedix, Gedeon Burkhard, Jana Pallaske, Günther Maria Halmer, Veronika Nowag-Jones, Rolf Peter Kahl, Andreja Schneider, Lina Hannah Bierhoff


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    Talk to me


    Washington, 1965. Es ist die Ära von James Brown, Martin Luther King – und Radio-Pionier Petey Greene. Seine erste Sendung moderiert der Kleinganove hinter Gittern. Hier hört ihn auch Dewey Hughes, Programmchef eines R&B-Senders, als er seinen Bruder im Gefängnis besucht. Als Petey nach seiner Entlassung bei „Brother“ Dewey einen Job einfordert, gibt er dem Großmaul eine Chance. Die erste Morning Show des selbst ernannten „King of POP“ (Piss Off People) ist eine verbale Entgleisung – und ein Riesenerfolg. „Neben mir sitzt ein Pimp, den ich nicht mal mein Auto waschen lassen würde. Aber ihr habt ihn zum Stadtrat gewählt“ – mit messerscharfen Kommentaren in der Sprache der Straße wird Petey zur Ikone der Bürgerrechtsbewegung, bekommt sogar seine eigene TV-Show. Doch der Ruhm und die Verantwortung stürzen ihn in die Krise.
    Die Hommage an Ralph Waldo „Petey“ Greene (1931–1984) beginnt als launige Komödie. Die Stärke des Films – nach den Erinnerungen seines Managers und Freundes Dewey Hughes – sind jedoch die leisen Töne: Als aufgebrachte Schwarze nach dem Mord an Martin Luther King die Stadt verwüsten, ist es Petey, der ihnen so lange gut zuredet, bis sie nach Hause gehen.


    Seine obszönen Wortsalven und vor allem seine schrille Verlobte Vernell könnten in der deutschen Fassung allerdings den falschen Nerv treffen.
    Originaltitel: Talk to Me, USA 2007
    Regie: Kasi Lemmons
    Darsteller: Don Cheadle, Chiwetel Ejiofor, Taraji P. Henson, Martin Sheen, Mike Epps, Cedric the Entertainer, Vondie Curtis-Hall, Sean MacMahon, J. Miles Dale, Herbert L. Rawlings jr.


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    Unsere Erde


    Der arktische Frühling hat gerade begonnen. Die Sonne schickt ihre ersten wärmenden Strahlen in das schneebedeckte, immer noch eisige Tal auf König-Karl-Land, einer zu Spitzbergen gehörenden Insel. Wie aus dem Nichts taucht aus dem Schnee der Kopf einer Eisbärin auf. Vorsichtig sondiert sie das Terrain, bevor sie ihre Höhle verlässt. Im Schlepptau folgen ihr ihre beiden Jungen. Doch zum Spielen und Sonnen bleibt keine Zeit. Die Bärin hat den ganzen Winter über nicht gefressen. Wollen sie und ihr Nachwuchs überleben, dann müssen sie hinunter zum Meer. Nur dort im Treibeis kann die Eisbärin ihre Nahrung finden: Ringelrobben. Doch die Dinge haben sich verändert. Viel früher als gewöhnlich ist das Eis brüchig geworden, und von den Robben fehlt jede Spur ...
    So beginnt „Unsere Erde“, die Kinofassung der herausragenden BBC-Naturdokumentationsserie „Planet Erde“.


    In einer Produktionszeit von über fünf Jahren waren 40 erfahrene Tierfilmer in 26 Ländern unterwegs, um an über 200 Drehorten Tausende Stunden Filmmaterial aufzunehmen, die die einmalige Schönheit unseres Planeten und seiner unvergleichlich artenreichen Tierwelt in faszinierenden Bildern einzufangen. In einer zweistündigen Reise rund um den Globus folgt „Unsere Erde“ drei Tiermüttern, einer Eisbärin, einer Elefantenkuh und einer Buckelwal-Dame, in ihrem täglichen Kampf um die Zukunft ihres Nachwuchses und weist dabei auf die veränderten Bedingungen hin, die das Leben dieser drei und der anderen im Film gezeigten Tiere inzwischen existenziell bedrohen.


    „Für mich ist der Film eher ein Historiendrama als ein Naturfilm, denn vieles von dem, was ‚Unsere Erde‘ zeigt, wird in wenigen Jahren nicht mehr existieren“, erklärt Sophokles Tasioulis von der Berliner Produktionsgesellschaft Greenlight Media, der als ausführender Produzent einer der wesentlichen Initiatoren der Kinofassung war.


    „Tierfilme sind in ihrer Herstellung extrem aufwendig und sehr, sehr teuer. Doch durch unsere Arbeit können die Menschen Naturschauspiele erleben, die nur ganz wenige von uns jemals persönlich zu sehen bekommen werden. Und weil der Aufwand so enorm ist, hat noch niemand vor uns solch ein komplexes Unternehmen gestartet“, so Alastair Fothergill, der für die BBC das Projekt gestemmt hat.


    Um einen Eindruck von der Arbeit der Tierfilmer zu vermitteln, haben die Produzenten und Regisseure Alastair Fothergill, Jason Roberts, Mark Linfield und Vanessa Berlowitz nach Spitzbergen, dem Drehort der Eisbären-Sequenzen, eingeladen, um ihnen bei den abschließenden Aufnahmen über die Schultern zu schauen. Dort ist es zwar nicht wie angekündigt minus 35 Grad kalt, doch Frühlingsgefühle wollen sich im Schnee bei eisigem Wind und immerhin noch 10 Grad minus auch nicht einstellen.


    „Arbeit nach Drehplan wie bei einem Hollywood-Film gibt es nicht“, erläutert Fothergill. „Das Motiv, das wir filmen wollen, bestimmt die Drehzeit.“


    Da muss man viel Geduld mitbringen, oder? „Man muss zielorientiert und belastbar sein und stets hoffen, dass sich die Anstrengung lohnt, 60 Kilo Equipment zu Fuß auf einem Schlitten zu ziehen, um dann tagelang frierend im Schnee zu hocken und darauf zu warten, dass eventuell eine Eisbärin aus der Winterruhe erwacht und wir diejenigen sind, die das dann erstmals auf Film haben“, erklärt Jason Roberts, der die fantastischen Eisbärenaufnahmen gedreht hat. „Praktisch muss man sich unsere Arbeit so vorstellen: Eine Unterhose wird zwei Wochen getragen, danach dreht man sie um, trägt sie zwei Wochen, dreht sie um, und nach zwei weiteren Wochen schmeißt man sie weg. Die nächste muss dann wieder sechs Wochen halten. Daran kann man sich gewöhnen. Aber der mentale Part ist der schwerste. Schon nach zwei Tagen im Schnee denkst du nur noch an warme Suppe.“


    Ob ihre Arbeit gefährlich ist? „Um die Aufnahmen zu bekommen, die wir uns wünschen, müssen wir Risiken eingehen. Die Kunst besteht aber in der Risikominimierung, dem richtigen Equipment und der Kenntnis der Tiere. Bären sind nur wirklich eine Bedrohung, wenn sie hungrig sind. Gefährlicher waren da die Aufnahmen vom Löwenrudel, das nachts eine Elefantenherde angreift. Das ist vorher noch nie gedreht worden. Wären die Elefanten durchgedreht und in der völligen Dunkelheit Amok gelaufen, hätte es richtig brenzlig werden können,“ erzählt Fothergill.


    Einen guten Eindruck von der Arbeit der Tierfilmer liefert das Bonusmaterial der „Planet Erde“-DVD. Dort sind nicht nur die gewagtesten Einsätze beim Dreh zu sehen, sondern es wird auch der mühevolle Kampf mit den Tücken von Natur und Technik detailliert geschildert. Trotz einer hochauflösenden High-Definition-Varicam-Kamera mit 800-mm-Zoom, dem Feinsten, was Hollywood derzeit zu bieten hat, gelangen dem Team nicht alle Aufnahmen, die man sich vorgenommen hatte. „Wir haben die Kamera erstmals bei minus 30 Grad eingesetzt. Das hatte zur Folge, dass wir viele tolle Momente verpassten, da die Kamera zu lange brauchte, um warm zu werden“, erinnert sich der Regisseur.


    Auch, wenn den BBC-Leuten nicht alles gelungen sein mag – „Unsere Erde“ wartet mit Tieraufnahmen auf, die zuvor noch nie gefilmt wurden: Als erstes Team durfte Fothergill mit seiner Mannschaft auf der seit 25 Jahren für Menschen gesperrten Insel König-Karl-Land drehen. In Kanada wurden für die Dokumentation Wölfe auf der Jagd nach Karibus gefilmt. Paradiesvögel auf Papua-Neuguinea bei der Balz. Zugvögel bei ihrem Flug über die höchsten Himalaja-Gipfel. Seltene Schneeleoparden in freier Wildbahn. Dazu beeindruckende Aufnahmen von Elefanten auf Wassersuche in der Kalahari-Wüste und von Plankton erntenden Buckelwalen.


    „Die Herausforderung für uns ist, etwas zu filmen, was noch kein Mensch zuvor geschafft hat. Das ist die Suche nach einem Kick, der schon süchtig machen kann,“ bekennt Produzentin Berlowitz.


    „Das schwierigste Unterfangen beim ganzen Projekt war jedoch, einen Kinofilm daraus zu machen. Im Vergleich zu TV-Zuschauern, die Erfahrung mit Dokumentationen haben, erwarten Kinogänger eine Geschichte. Deshalb haben wir drei Tierfiguren herausgefiltert, die uns am mitreißendsten erschienen und gleichzeitig repräsentativ für die verschiedenen Tiere auf unserem Planeten stehen“, sagt Fothergill, der als Regisseur von „Deep Blue“ bereits einen großen Leinwanderfolg vorzuweisen hat. „Für mich zählen die Emotionen, die ausgelöst werden durch das, was wir filmen: Ein kleiner Bär, der blutend am Hang steht. Ein Gepard, der eine Gazelle schlägt. Das berührt, weil die Natur beides ist, schön und grausam.“


    „Unsere Erde“, in Frankreich ein Nummer-eins-Kassenhit, ist kein ökopolitisches Statement wie Leonardo DiCaprios Doku „11th Hour“. Alastair Fothergill und seine Mitstreiter haben Bilder unseres Planeten und seiner Tierwelt eingefangen, ergreifend schön und fantastisch, wie es sie in der Tat bald nicht mehr geben wird. Insofern ist dieser Film schon jetzt ein historisches Dokument – und für alle, die er berührt, ein Signal, dass es sich lohnt, um die letzten Fleckchen ungestörter Natur zu kämpfen, so lange es sie noch gibt. Das schulden wir den Eisbären, den Elefanten, den Buckelwalen und nicht zuletzt den künftigen Generationen.
    Originaltitel: Earth, GB 2007
    Regie: Alastair Fothergill, Mark Linfield


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  • Ohje schon wieder ein SAW Teil.Langsam reichts auchmal. Den 3er fand ich schon total schlecht und langweilig.


    Sonst kommt eig. auch kein Film wo einen fürs Kino überreden würde, nach meiner Ansicht.

  • Zitat

    Original von Cifer
    War ja zu erwarten, nach dem offenen Ende im 3.ten Teil. ;)
    Denke aber, das der 4.te Teil der letzte sein wird.


    Gab doch schon Gerücht beim 3.er, dass 5+6 auch schon in Planung sind. Teil 4 wurde da schon bestätigt.

  • Zitat

    Original von Chipwelt
    irgendwie hab ich gewusst das Tom Hanks sich in einem Film mal "Wilson"
    nennt :D


    Dachte mir auch das es nur noch eine frage der zeit sei bis er sich nach seinem besten freund in "Cast Away" benennt:P

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