Hancock
Tödliche Geschosse prallen wie Wasserspritzer von ihm ab, er fliegt mit Affenzahn durch die Luft, bringt mit lässiger Handbewegung einen ganzen Güterzug zum Stoppen. Und wenn ihn ein Fiesling ärgert, haut er den einfach durch die Wand. Trotzdem sind die Leute in Los Angeles nicht gut auf ihren Superhelden zu sprechen, weil er bei seinen Einsätzen mehr zerdeppert, als er in Ordnung bringt. Von rasierten Straßenschildern bis zu einsturzgefährdeten Häusern hinterlässt er jedes Mal eine Schneise der Verwüstung. Doch das kümmert den Rüpel einen Dreck.
Was ist los mit diesem John Hancock? Er könnte ein Leben führen wie ein gefeierter Star. Stattdessen säuft er wie ein Loch und übernachtet auf Parkbänken. Überdies scheint er unter Amnesie zu leiden, kann sich an nichts erinnern. Der Mann hat ein echtes Problem.
Originaltitel: Hancock, USA 2008
Regie: Peter Berg
Darsteller: Will Smith, Charlize Theron, Jason Bateman, Hayley Marie Norman, Daeg Faerch, Jameson Dixon Jr., Mark Simich, Gregg Daniel, David Mattey
Kung Fu Panda
Wenn er als einsamer Mönch gemeinsam mit der Kampftruppe Furious Five gegen Heerscharen von Soldaten antritt, hat Panda Po seine Bestimmung gefunden – wenngleich nur im Traum. Denn eigentlich arbeitet der tapsige Kugelblitz im Nudelsuppen-Restaurant seines Hühnervaters. Und kämpfen kann er schon gar nicht. Das ändert sich, als im örtlichen Tempel der sagenumwobene Dragon Warrior – der stärkste Krieger aller Zeiten – ermittelt werden soll.
Einer Prophezeiung folgend, wird Po bei dem Turnier nämlich auserkoren, um gegen den Finsterling Tai Lung anzutreten. Doch bis es so weit ist, muss Po gegen die Zweifel des Meisters, fehlendes Selbstbewusstsein und seine eingeschränkten motorischen Fähigkeiten antreten.
Originaltitel: Kung Fu Panda, USA 2008
Regie: Mark Osborne, John Stevenson
Happy-Go-Lucky
Der Titel ist Programm: Unbeschwert geht es hier zu, eine nostalgisch anmutende Jahrmarktsmusik gibt gleich zu Beginn den Ton an. Poppy tanzt durchs Leben – und das so nervenaufreibend fröhlich, dass sich einige Zuschauer zunächst in den Kinosessel ducken. Poppy ist Grundschullehrerin in London, grellbunt gekleidet und unerschütterlich optimistisch. Der Film folgt episodenhaft ihrem Alltag: Poppy beim Trampolinspringen (Bodenhaftung ist nicht ihre Sache), Poppy mit ihren Freundinnen (wobei das Wort Hühnerbrust eine neue Bedeutung erhält), Poppy bei der Arbeit oder in der Fahrstunde.
Mike Leigh, bekannt als Vertreter des sozialkritisch engagierten Kinos („Lügen und Geheimnisse“), schlägt einen überraschend leichten Ton an. Und bleibt dennoch seinem Mikrokosmos der sogenannten kleinen Leute treu. Mit Poppy als britischer Pippi Langstrumpf, die sich ihre kindliche Lebensfreude bewahrt hat und deren unbeschwerte Heiterkeit auf manchen Zeitgenossen äußerst befremdlich wirkt, liefert Leigh ein alterssanftes Plädoyer für mehr Freundlichkeit: Hauptdarstellerin Sally Hawkins erhielt für ihren Gute-Laune-Marathon bei der diesjährigen Berlinale einen Silbernen Bären
Originaltitel: Happy-Go-Lucky, GB 2008
Regie: Mike Leigh
Darsteller: Sally Hawkins, Alexis Zegerman, Andrea Riseborough, Samuel Roukin, Sinead Matthews, Kate O’Flynn, Sarah Niles, Eddie Marsan, Sylvestra Le Touzel, Nonso Anozie
Water Lilies
Mit eingefrorenem Lächeln bewegen sich die Synchronschwimmerinnen durchs Wasser. Ihre strenge Choreografie steht
im krassen Widerspruch zum Aufruhr der Gefühle. Das Schwimmbad in einer französischen Vorstadt ist der Ort, an dem sich die schüchterne Marie in die laszive Floriane verliebt, während die pummelige Anne davon träumt, den hübschen François zu verführen.
Originaltitel: Naissance des pieuvres, F 2007
Regie: Céline Sciamma
Darsteller: Pauline Acquart, Louise Blachère, Adele Haenel, Warren Jacquin, Barbara Renard
Grindhouse
Als im Frühjahr 2007 bekannt wurde, dass das edeltrashige „Grindhouse“-Projekt der filmverrückten Regie-Kumpels Quentin Tarantino und Robert Rodriguez nur in den USA als Double-Feature-Event zu sehen sein würde, machte sich weltweit Unmut breit. Zwar boten die Einzelpräsentationen von Tarantinos „Death Proof – Todsicher“ und Rodriguez’ „Planet Terror“ längere Fassungen der „Grindhouse“-Hauptfilme. Auf das authentische Retro-Gefühl eines Bahnhofkino-Doppelprogramms musste indes verzichtet werden.
Bis jetzt. Zwei Monate nach dem „Planet Terror“-DVD-Release können wir die ausgeklügelte Konzeptidee der Kino-Visionäre auch hierzulande in ihrer Urform bestaunen. Darin folgt auf Rodriguez’ irrwitziges Zombie-Splatter-Spektakel eine von den Regisseuren Rob Zombie („Halloween“), Edgar Wright („Shaun of the Dead“) und Eli Roth („Hostel“) inszenierte Trailershow für fiktive Exploitation-Kracher, die einen begeisternden Übergang zu Tarantinos emanzipatorischem Actionthriller bilden.
Originaltitel: Grindhouse, USA 2007
Regie: Quentin Tarantino, Robert Rodriguez
Darsteller: Rose McGowan, Freddy Rodríguez, Josh Brolin, Marley Shelton, Michael Biehn, Jeff Fahey, Naveen Andrews, Nicky Katt, Bruce Willis, Tracie Thoms, Mary Elizabeth Winstead
Länge: 189 Min