"Entavio"-Streit: Medienwächter kritisieren Verschlüsselungsblockade

  • Nach dem negativen Votum des Bundeskartellamtes zur Beteiligung von ProSiebenSat.1 an der umstrittenen Satelliten-Verschlüsselungsplattform "Entavio" zeichnet sich ein Streit mit den Medienhütern ab.


    Wolf-Dieter Ring, Präsident der bayerischen Landesmedienanstalt (BLM), warf der Behörde eine Blockadehaltung vor. "Im Sinne der Gleichbehandlung von Infrastrukturanbietern gilt: Es kann dem Satellitenbetreiber nicht verwehrt werden, was im Kabel umgesetzt ist", sagte Ring dem Branchendienst "Kontakter" (kommende Ausgabe). Auch SES Astra müsse die Chance eingeräumt werden, direkte Kundenbeziehungen aufzubauen. Ring forderte einen neuen Ordnungsrahmen, um solche gängigen Geschäftsmodelle auch für Satellitenbetreiber möglich zu machen.


    Die Kritik geht indes am Kern der Auseinandersetzung vorbei: Das Bundeskartellamt hat eine Verschlüsselung von Satellitensignalen nicht generell untersagt. Wohl aber ein konzertiertes und damit kartellrechtlich bedebkliches Vorgehen der beiden größten deutschen Privatsendergruppen. "Würde nur eine Sendergruppe die Verschlüsselung mit einer Freischaltgebühr einführen, müsste sie einen erheblichen Einbruch bei Zuschauern und Werbeeinnahmen befürchten", hatte Behördenchef Ulf Böge gesagt. Es könne auch nicht angenommen werden, dass mit dem entgeltlichen Geschäftsmodell die Digitalisierung gefördert würde. Im Satellitenbereich finde eine Digitalisierung "bereits gegenwärtig mit hoher Geschwindigkeit" statt.


    Nach aktuellen Planungen wollen nun nur noch RTL und MTV ihre Free-TV-Programme ab dem dritten Quartal 2007 verschlüsseln, allerdings noch ein Jahr auch uncodiert per Satellit digital verbreiten. Spätestens Ende 2008 soll der Hebel umgelegt werden. Dies geht mit einer Gebührenerhebung von 3,50 Euro einher. Kleinere Sender wollen ebenfalls codieren, Giga Digital und Tele5 haben sich dagegen ausgesprochen. Auch ARD und ZDF wollen ihre Programme über Satellit nicht verschlüsseln. Die teilnehmenden Sender sollen einen Anteil an den Einnahmen der Gebühr in bislang unbekannter Höhe erhalten.


    Zum Empfang der Kanäle sind neue DVB-S-Receiver mit CI-Schnittstelle oder mit einem integrierten Entschlüsselungssystem erforderlich. Dabei müssen spezielle technische Spezifikationen eingehalten werden, die unter anderem den beteiligten Sendern über ein DRM-System weitreichende Mitspracherechte bei der Verwertung der Ausstrahlungen einräumen, z.B. bei TV-Aufzeichnungen. Unter anderem stehen dann freie USB-Schnittstellen zur Disposition, die "Entavio"-Receiver-Menüs werden standardisiert.


    quelle: sat+kabel

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