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Als hätte Sony derzeit nicht genügend Probleme, die Online-Services PlayStation Network und Qriocity wieder ans Laufen zu bekommen, erwartet den Elektronik-Konzern nun eine erste Klage vor einem kalifornischen Gericht.
Stellvertretend für wahrscheinlich eine Vielzahl von PS3-Besitzern hat nun Kristopher John aus Birmingham, Alabama, USA Klage vor einem Gericht in Kalifornien eingericht. Es ist Ironie des Schicksals, dass gerade dort nun eine Klage verhandelt werden soll, wo Sony noch vor Wochen den jungen Hacker George "Geohot" Hotz angeklagt hatte. Beide Parteien einigten sich außergerichtlich. Doch der Fall von Kristopher John soll nicht nur symbolisch auch für andere PlayStation-Besitzer geführt werden. Vielmehr haben die Anwälte der Kanzlei Rothken beantragt, dass vom Gericht einer Einstufung als Sammelklage zugestimmt wird. Dann könnten weitere Personen sich Kristopher John anschließen und versuchen vor Gericht zu erstreiten, dass Sony fahrlässig gehandelt hat beim Verschlüsseln der Daten, und dass man zudem die Nutzer nicht rechtzeitig über den potenziellen Missbrauch der Daten in Kenntniss gesetzt hat.
John fordert von Sony den Ausgleich von Kosten, die durch den Missbrauch der Daten entstehen können, sowie die Bereitstellung von Überwachungs-Services für die Kreditkarten (free credit card monitoring, along with monetary compensation), berichten die Kollegen von cnet (engl.). Die gleich Forderung hatte auch US-Senator Blumenthal vertreten. Die gesamte Anklageschrift kann man als PDF-Dokument (engl.) im Web nachlesen. Sony hatte heute allerdings öffentlich betont, dass man die Nutzer so früh wie möglich informiert habe. Man sei auf die Ergebnisse von Daten-Forensikern angewiesen gewesen, die man nach dem PSN-Hack extra engagiert hatte. Die Analyse aller über 70 Millionen Profile, so schätzte ein Experte, könnte Sony mehr als 16 Milliarden Euro kosten. Handfeste Informationen, dass Sony fahrlässig gehandelt hat, gibt es bislang nicht. Es gibt zwar Chat-Mitschriften von Hackern, die die Sicherheit des PlayStation Network in Frage stellen, doch dürfte deren Expertise in diesem Fall nicht gehört werden.
Je länger die Situation nun andauert, desto größer wird auch der entstandene Schaden für Sony. Die Marke PlayStation wird in Mitleidenschaft gezogen, Sony verspielt(e) viel Vertrauen bei den Kunden und darüber hinaus wird auf unterschiedliche Arten viel Geld verbrannt. Der Aktienkurs des Elektronik-Konzerns ist zwar schon eine Weile unter Druck gewesen, doch speziell in den vergangenen sieben Tagen noch ein Mal drastisch gesunken. Außerdem kann die ganze Zeit über kein neuer Umsatz z. B. durch den Verkauf von Software online über den PS Store erzeugt werden. Dies betrifft indirekt auch Entwickler. Sollte es ganz schlecht kommen, dann werden auch Verbraucherschützer die Lobby der Kunden stärken. In Großbritannien könnte die ICO sogar eine Strafe über 560.000 Euro aussprechen und man spricht sogar davon, dass Sonys PSN-AGBs nicht mit dem gültigen Recht in Großbritannien vereinbar seien (vgl. VG24/7, engl.).
Mit Sicherheit sind das allerdings nicht die einzigen Kosten, die das börsennotierte Unternehmen wird begleichen müssen. Sollten tatsächlich Kreditkarten-Daten entwendet worden sein, könnte zumindest außerhalb der USA die Möglichkeit bestehen mit Sammelklagen Erfolg zu haben, weil hierzulande die Gerichte ein wenig anders funktionieren. Doch auch von anderer Seite droht geldwerter Schaden: Einerseits konnte Sony bislang eine Woche lang keine Umsätze durch Verkäufe von Spielen erzielen - dies betrifft z. B. Independent-Entwickler mit, die im selben Boot sitzen. Andererseits wird Sony nicht umhin kommen, den Nutzern irgendwelche Entschädigungen anzubieten und es scheint, dass man dazu bereit ist - mehr dazu in einem separaten Beitrag.