Cyberpunk 2077: CD Projekt Red bricht Versprechen, ohne Crunch zu arbeiten (UPDATE)
30.09.20 - CD Projekt Red teilte seinen Mitarbeitern am Montag mit, dass bis zur Veröffentlichung von Cyberpunk 2077 (PS5, Xbox Series, PS4, Xbox One) im November 2020 eine sechstägige Arbeitswoche obligatorisch sein wird. Damit bricht das Unternehmen sein früheres Versprechen, dem Projekt keine Überstunden aufzuzwingen. Das meldet Jason Schreier vom Wirtschaftsdienst Bloomberg.
CD Projekt Red, eine Tochtergesellschaft von Polens größtem Spieleunternehmen CD Projekt SA, wurde bereits früher kritisiert, weil sie sich auf "Crunch" eingelassen hat - ein Branchenbegriff für exzessive Überstunden in der Spieleentwicklung. Die Praxis dauert oft wochenlang und kann sich über Monate oder sogar Jahre hinziehen.
Der Co-CEO von CD Projekt Red, Marcin Iwinski, sagte im vergangenen Jahr gegenüber Kotaku, dass das Unternehmen die obligatorische "Crunch-Praxis" vermeiden werde und sich "engagiert" dafür einsetze, dass die Mitarbeiter ohne Überstunden arbeiten können.
Doch ein neuer Bericht eines Mitarbeiters von CD Projekt Red sowie eine E-Mail an die Mitarbeiter Anfang dieser Woche deuten darauf hin, dass das Unternehmen sein Wort nicht gehalten hat: Der Mitarbeiter, der darum bat, namentlich nicht genannt zu werden, sagte, einige Angestellte hätten bereits seit mehr als einem Jahr Nacht- und Wochenendarbeit geleistet.
In der E-Mail schrieb Adam Badowski, der Studioleiter von CD Projekt Red, dass er optimistisch über den Zustand von Cyberpunk 2077 sei und dass sie das Spiel gerade erst zur Zertifizierung für die Veröffentlichung auf der PlayStation und Xbox eingereicht hätten. Jetzt, so schrieb er, sei es an der Zeit, die vielen noch verbliebenen Fehler und Macken des Spiels zu beheben.
"Von heute an läuft das gesamte (Entwicklungs-) Studio auf Hochtouren", schrieb Badowski und führte aus, dass dies "Ihren typischen Arbeitsaufwand plus einen Tag am Wochenende" bedeute. Die zusätzliche Arbeit werde bezahlt, wie es das polnische Arbeitsrecht vorschreibe; viele andere Videospielstudios bezahlen keine Überstunden.
"Ich übernehmen die volle Verantwortung für diese Entscheidung", schrieb er. "Ich weiß, dass dies in direktem Widerspruch zu dem steht, was wir über Crunch gesagt haben. Es steht auch in direktem Widerspruch zu dem, was ich persönlich vor einiger Zeit zu glauben begann - dass "Crunch" niemals die Antwort sein sollte. Aber wir haben alle anderen Möglichkeiten, die Situation zu meistern, ausgeschöpft."
Letztes Jahr sagten Iwinski und Badowski zu Kotaku, dass sie CD Projekt Red zu einem "menschlicheren" Arbeitsplatz machen wollten. "Wir sind dafür bekannt, dass wir Spieler mit Respekt behandeln", sagte Iwinski. "Ich würde mir wünschen, dass wir auch dafür bekannt wären, dass wir Entwickler mit Respekt behandeln".
CD Projekt Red hat sich zu dem Bericht nicht geäußert.
CLICK (Bloomberg: "Cyberpunk 2077 Publisher Orders 6-Day Weeks Ahead of Game Debut")
UPDATE 13:00 UHR
Studioleiter Adam Badowski von CD Projekt Red teilt in einer Stellungnahme mit:
"Diese letzten 6 Wochen sind unser Endspurt für ein Projekt, mit dem wir alle einen Großteil unseres Lebens verbracht haben. Etwas, das uns sehr am Herzen liegt. Die Mehrheit des Teams versteht diesen Druck, vor allem angesichts der Tatsache, dass wir das Spiel gerade erst zur Zertifizierung geschickt haben.
Jeder Tag bringt uns sichtlich näher an die Auslieferung eines Spiels heran, auf das wir stolz sein wollen. Dies ist eine der schwierigsten Entscheidungen, die ich je treffen musste, aber jeder wird für jede zusätzliche Stunde, die er reinsteckt, gut entlohnt.
Und wie in den letzten Jahren werden 10 % des Jahresgewinns, den unser Unternehmen im Jahr 2020 erwirtschaftet, direkt unter dem Team aufgeteilt."
Quelle: gamefront.de